Wir leben in einer Überflussgesellschaft: Kingsize-Betten, XXL-Restaurants, höher, schneller, weiter. Doch macht uns das wirklich glücklich? Immer mehr Menschen kehren den Konsum den Rücken und besinnen sich auf ein Leben in Einfachheit. Die Abkürzung LOVOS steht für Lifestyle of voluntary simplicity, also das Leben in freiwilliger Einfachheit. Bekannt ist diese Strömungen auch als Downshifting oder Minimalismus.
Dabei ist das Credo eines Lebens in Einfachheit nicht neu. Bereits der antike Philosoph Platon plädiert in seinem fiktiven Dialog Euthydemos für eine einfache und naturgemäße Lebensweise. Das üppige, ausschweifende Leben tadelt Platon ebenso wie sein Lehrmeister Sokrates, der einen asketischen Lebensstil als tugendhaft bezeichnet.
Auch viele Religionen predigen bereits das, was mit der LOVOS-Bewegung einen neuen, modernen Anstrich erfährt. Sowohl im Christentum als auch in der hinduistischen und buddhistischen Glaubenslehre sowie im Islam lässt sich Kritik am Materialismus finden. Doch auch wenn die Idee nicht neu ist, scheint sie heute aktuell wie nie.
Warum weniger langfristig glücklicher macht
10.000 Gegenstände – Das ist der Besitz eines durchschnittlichen europäischen Haushalts. In den USA sind es sogar dreimal so viele. Doch macht uns das Anhäufen von Besitztümern wirklich glücklich? Zunächst einmal schon. Beim Kauf eines Gegenstandes werden Glückshormone freigesetzt. Dieses Gefühl ist allerdings nur von kurzer Dauer. Das erklärt aber, warum wir ständig nach mehr streben.
Dass Konsum langfristig jedoch nicht glücklich macht, belegen verschiedene Studien der amerikanischen Psychologen Tim Kasser und Richard M. Ryan. Sie fanden heraus, dass Menschen mit materialistischen Werten ein geringeres geistiges und körperliches Wohlbefinden aufweisen als Menschen mit einem weniger ausgeprägten Konsumverhalten.
Wer viel besitzen will benötigt viel Geld. Umso größer der Besitz, desto mehr muss der Besitzer arbeiten. Desto weniger Zeit bleibt, um sich selbst zu verwirklichen. Hinzu kommt, dass es immer Menschen gibt, die mehr besitzen.
Ein erfüllteres Leben durch weniger Wohnfläche
Eine der größten Zeit- und Kostenfresser ist ein großes Haus. So ist die Quadratmeterzahl pro Kopf in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Ein größeres Haus bedeutet höhere Raten, mehr Druck, mehr Arbeit und weniger Freiheit für den Eigentümer.
Kein Wunder, dass Konzept von LOVOS mittlerweile auch in der Baubranche angekommen ist. So besteht mit dem Small House Movement eine ganze Bewegung für einfaches Wohnen auf geringer Fläche. Sogenannte Tiny Houses umfassen meist nicht mehr als 20 Quadratmeter Wohnfläche und kosten nicht mehr als 40.000 Euro.
Dabei führt das Leben auf weniger Wohnfläche ganz automatisch dazu, keine unnötigen Besitztümer anzuhäufen. Unter Minimalisten wird hier häufig die magische Grenze von weniger als 100 Gegenständen genannt.